So hört die Gas-Kassandras

In der griechischen Mythologie war Kassandra eine tragische Heldin. Sie konnte kommendes Unheil zutreffend vorhersagen, fand aber nie Gehör. Anders ist es bei den Gas-Kassandras dieser Tage, also Robert Habeck und Markus Söder. Als Bundeswirtschaftsminister und bayerischer Ministerpräsident gelingt es ihnen, ihre Botschaften unters Volk zu streuen. Aber wird das Unheil auch hier eintreten?

Minister Habeck macht es geschickt. Er stimmt die Menschen auf schwere Zeiten ein. Wegen steigender Preise würden alle ärmer. In vielen Wohnungen werde es im Winter kälter werden. Er lässt auch Energiespar-Tipps für jedermann verbreiten. Bei alldem wirkt er glaubwürdig, weshalb Habeck gut dastehen wird, falls es weniger schlimm kommt. Im Moment ist er Deutschlands beliebtester Politiker.

Anders agiert Markus Söder. Da er seine persönliche Schicksalswahl 2023 bereits fest im Blick hat, erzählt er vor allem, dass eine nicht von der Union geführte Regierung generell unfähig ist und dass sich dies beim Thema Energie besonders schlimm auswirke. Er zweifelt an, dass die Ampelkoalition irgendetwas richtig macht. Söder unkt, dass unsere Speicher bis zum Herbst keinesfalls ausreichend gefüllt werden. Also warnt er vor einer Gas-Triage.

Den Begriff Triage kennen wir aus der Medizin. Er beschreibt Situationen, in denen Ärzte entscheiden müssen, welche Patienten bei zu knappen personellen Ressourcen nicht mehr behandelt werden und sterben müssen. Übertragen auf die Gasversorgung wäre das die Frage, wer diesen Brennstoff nicht mehr bekommt, falls dieser zu knapp werden sollte. Auch Industriebetriebe könnte es treffen, so der Ministerpräsident. Arbeitsplätze seien in Gefahr.

Söders Problem ist freilich, dass ihm die Menschen aus Erfahrung nicht alles glauben. Und weil die Erzählung von der Unions-Regierung, die für die Menschen sorgt und sich dabei an die Spitze des Fortschritts setzt, einfach nicht stimmt. Er selber hat zwar Bäume umarmt, aber in Sachen Energiewende nicht wirklich viel gerissen.

Wer in welchem Ausmaß recht hat, wird die Zukunft zeigen. Aber noch beunruhigender als die düsteren Energie-Prognosen ist etwas anderes: Offenbar glaubt niemand daran, dass dieser Drecks-Krieg in der Ukraine absehbar enden könnte. Es sieht auch nicht danach aus.

Aber zu hoffen ist doch, dass die Politiker*innen merken, wenn es dafür eine Chance gibt. Denn ein Ende des Tötens und Zerstörens wäre das Allerwichtigste.

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